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Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Grafik mit einer Hand, die ein Mikrophon hält auf blauem Grund

Detlef Kurth, Stadtplaner

„Ich mache Stadt gemeinsam, weil wir nur in einer offenen und freiheitlichen Gesellschaft eine nachhaltige Stadt gestalten können, die das Klima schützt und sich unabhängig von fossilen Energieträgern macht.“

Portraitfoto von Detelf Kurth vor buntem Hintergrund und mit Schriftzug macht Stadt gemeinsam! auf orangenem Grund Detlef Kurth Quelle: BBSR/OSTKREUZ: Dawin Meckel

Seit 2017 ist Detlef Kurth Professor am Lehrstuhl Stadtplanung der TU Kaiserslautern. Seine Lehr- und Forschungsprojekte liegen in der nachhaltigen Stadtentwicklung, klimaneutraler und resilienter Stadt, sozialgerechter Stadterneuerung sowie im qualitätsvollen Städtebau und nachhaltiger Mobilität.

Im West-Berliner Bezirk Kreuzberg aufgewachsen, waren die 1980er-Jahre mit Instandbesetzungen, Umwelt- und Friedensbewegung prägend für Detlef Kurth. Der Wandel von der Flächensanierung zur behutsamen Stadterneuerung war für ihn ein Auslöser, Stadt- und Regionalplanung an der Technischen Universität Berlin zu studieren. Aber auch der interdisziplinäre Ansatz reizte ihn. Nach dem Studium gestaltete Detlef Kurth bei der Planergemeinschaft Berlin viele Projekte, in der direkten Nachwendezeit auch in Ost-Berlin. 1997 ging er als akademischer Mitarbeiter an die Technische Universität Dortmund und wurde 2003 Professor für Stadtplanung an der Hochschule für Technik in Stuttgart.

Was verbindet Sie mit der Nationalen Stadtentwicklungspolitik?

Die erste Leipzig Charta von 2007 war für die Planungspolitik und Planungspraxis ein wichtiger Meilenstein. Sie proklamierte europaweit die Leitbilder für eine nachhaltige, kompakte und sozialgerechte Stadt. Die zweite Leipzig Charta von 2020 erweitert diese Leitbilder um wichtige Handlungsfelder wie Klimawandel und Gemeinwohlorientierung. Die daraus abgeleitete Nationale Stadtentwicklungspolitik ist eine wichtige Plattform, um innovative Projekte zu erproben, Leitbilder weiterzuentwickeln und Netzwerke auszubauen. Hier kommen Planungsakteure aus Wissenschaft, Verwaltung, Praxis und Wirtschaft zusammen.

Als Vorsitzender des Beirats „Urbane Resilienz“ konnte ich daran mitwirken, die Leipzig Charta um Resilienz-Aspekte zu ergänzen und weiterzuentwickeln. Wir müssen unsere Städte in Hinblick auf künftige Krisen transformieren. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine zeigt, dass unsere Gesellschaft sich auch resilient gegenüber aggressiven und autokratischen Staaten aufstellen muss, bis hin zum Schutz kritischer Infrastruktur.

Wie machen Sie Stadt gemeinsam? Beschreiben Sie uns bitte, welche Aufgaben Sie ausüben, um integrierte und gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung zu fördern und im Alltag umzusetzen.

Als Professor unterrichte ich die Studierenden zu den Themen, die in den beiden Leipzig Chartas 2007 und 2020 angesprochen werden. Wir ermutigen sie, in ihren Konzepten immer ein eigenes Leitbild, eine eigene Position zu entwickeln, wie die Stadt der Zukunft aussehen soll. Daraus werden dann integrierte Stadtentwicklungskonzepte für Beispielstädte abgeleitet. Außerdem bin ich in den Berufsverbänden wie SRL (Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung e.V.) und DASL (Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung) aktiv, um Ziele der Stadtentwicklung auch berufspolitisch zu verankern und in der Öffentlichkeit bekannter zu machen.

Was motiviert Sie in Ihrem Job besonders?

Ich bin überzeugter Stadtplaner, seit meiner Studienzeit engagiere ich mich für die Stadtentwicklung auf allen Feldern. Eine demokratische und gemeinwohlorientierte Gesellschaft braucht gemeinsam erarbeitete Zukunftsbilder, wohin sie sich entwickeln möchte. Nur wenn ich Visionen für die Zukunft habe, kann ich die Stadt aktiv gestalten – nachhaltig und generationengerecht.

Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf?

Große Herausforderungen liegen in den Folgen des Klimawandels und anderen Krisen wie z. B. der sozialen Ungleichheit oder der demografischen Entwicklung, worauf wir mit Resilienz-Strategien antworten müssen. Der Klimawandel erfordert noch mehr präventive Planungsstrategien, um die Klimaneutralität zu erreichen und die Klimaanpassung zu gestalten. Wichtig ist es außerdem, unsere Werte von Freiheit, Demokratie, Pluralismus und Säkularismus zu verteidigen – dafür stehen z. B. ein allgemein zugänglicher öffentlicher Raum oder eine aktive Bürgerbeteiligung mit transparenten Planungsverfahren. Der vollständige Umstieg auf erneuerbare Energien und der Verzicht auf fossile Brennstoffe ist nun nicht mehr nur erforderlich für die CO2-Reduktion, sondern auch für die Friedenspolitik. Dazu gehört auch eine nachhaltige Mobilität mit weniger Autodominanz in den Städten und Tempolimits. Aber auch die Globalisierung stößt an ihre Grenzen, wenn wir nachhaltiger leben und uns unabhängig von autokratischen Regimes machen wollen – regionale Kreisläufe müssen gestärkt werden.

Bildergalerie

Fünf Menschen und eine auf einem Monitor zugeschaltete Person bilden eine Diskussionsrunde zum Memorandum Urbane Resilienz Diskussion mit den Partnern der Nationalen Stadtentwicklungspolitik: "Städtebauförderung für resiliente Städte" am 04.05.2021 in Köln
Diskussion mit den Partnern der Nationalen Stadtentwicklungspolitik: "Städtebauförderung für resiliente Städte" am 04.05.2021 in Köln , Quelle: BBSR
Drei Studierende tauschen sich über an einer Wand angepinnte Pläne aus Studierenden-Workshop in der Stadt Ivano-Frankivsk in der Ukraine, 2019
Studierenden-Workshop in der Stadt Ivano-Frankivsk in der Ukraine, 2019 , Quelle: Technische Universität Kaiserslautern
Blick in einen Hof wo mehrere Menschen gruppiert um Tische sitzen Studierenden-Workshop in der Stadt Ivano-Frankivsk in der Ukraine, 2019
Studierenden-Workshop in der Stadt Ivano-Frankivsk in der Ukraine, 2019 , Quelle: Technische Universität Kaiserslautern

Weiterführendes:

Videoaufzeichnung der Diskussion mit den Partnern der Nationalen Stadtentwicklungspolitik: "Städtebauförderung für resiliente Städte"

Podcast "stadt:radar", Folge 5: "Robust und zukunftsfähig - wie wird die Stadt resilient?"

Memorandum „Urbane Resilienz“ – Wege zur robusten, adaptiven und zukunftsfähigen Stadt

Mehr Menschen, die Stadt gemeinsam machen, finden Sie u. a. hier:

Porträt-Serie „Ich mache Stadt gemeinsam, weil …“