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Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Grafik mit einer Hand, die ein Mikrophon hält auf blauem Grund

Petra Reiber, Leerstandsmanagerin

„Ich mache Stadt gemeinsam, weil jetzt viele gute Ideen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität in Innenstädten gefragt sind und die 'Schwarmintelligenz' uns weiterbringt.“

Portraitfoto von Petra Reiber vor unscharfem Hintergrund und mit Schriftzug macht Stadt gemeinsam! auf orangenem Grund Petra Reiber Quelle: BBSR/OSTKREUZ: Thomas Meyer

Petra Reiber ist studierte Rechtswissenschaftlerin. Sie war auf Sylt jüngste Bürgermeisterin Deutschlands, Fregattenkapitänin und Dozentin für Kommunalverfassung und Verwaltungsmanagement an der Verwaltungsakademie Bordesholm.

Von 2019 bis Frühjahr 2022 arbeitete Petra Reiber als Geschäftsführerin der Region Rendsburg GmbH, deren Mission es ist, die Region zu fördern, ihre Attraktivität für kommende Generationen so zu gestalten, dass sie dort leben und arbeiten möchten. Leerstandsmanagement ist auch in Rendsburg ein großes Thema. Petra Reiber sah sich vor die Herausforderung gestellt, die Stadt als Herz der ganzen Region wieder attraktiver und zukunftsfähig zu gestalten. Seit April ist sie Prokuristin in der Gesellschaft.

Petra Reiber sieht sich als Stadtgestalterin und Initiatorin von schlanken Strukturen. Jede und jeder soll für seine Stadt das machen, was sie oder er am besten kann und gemeinsam haben alle mehr Kraft und Erfolg.

Was verbindet Sie mit der Nationalen Stadtentwicklungspolitik?

In Rendsburgs Innenstadt setzen wir uns seit Jahren zunehmend mit dem Problem des Leerstandes auseinander. Schon bevor ich auf den Projektaufruf Post Corona Stadt der Nationalen Stadtentwicklungspolitik stieß, hatten wir die Idee zur Innenstadtbelebung. Das war vor ca. drei Jahren, als wir unseren Pop-up-Store „Pfiffikus“ realisierten. Eine Immobilieneigentümerin verzichtete für ein halbes Jahr auf Pachtzahlungen. Aus dem Leerstand wurde ein Laden für Kunsthandwerk und Bekleidung, alles regional und nachhaltig mit handgefertigten Unikaten aus Naturmaterialien, Upcycling-Produkten, wie z.B. Einkaufsnetzen aus alten Fischernetzen, von Schülerinnen und Schülern genäht. Wichtiger Partner war hier auch von Anfang an die Diakonie, die Produkte aus den Behinderten-Werkstätten lieferte. Das Ganze war ein erfolgreiches Experiment, und der Name Pfiffikus steht seitdem bei uns für „frech was ausprobieren“.

Zur Idee gehört auch eine Umfeld-Belebung für den Laden, um die Leute im Zentrum zu halten, Aufenthaltsqualität zu schaffen. Ein Sandkasten mit Spielgeräten entstand, später kam ein Café hinzu.

Es eine Gruppe von Leuten, die in ihrer Freizeit per Hand produzieren und dies zum Verkauf anbieten. Es entstand ein Treffpunkt für Jugendliche und Kinder. Wir bestückten das Quartier Jungfernstieg mit 19 Hochbeeten für Gemüse, Salat und Kräuter, die wir an Paten vergeben haben: Privatleute, Vereine, Parteien, sonstige Institutionen -, die die Beete pflegen und ernten.

Inzwischen kommen Anfragen von Immobilieneigentümern oder auch potenziellen Ladenbetreibern, die zusammengebracht werden möchten. Wir machen uns Gedanken über neue Ladenkonzepte. Viele Eigentümer sind einfach froh, dass sie mit der Vermietung ihres Leerstandes einen sinnvollen Beitrag zur Innenstadtentwicklung leisten und Vandalismus verhindern helfen.

Wie machen Sie Stadt gemeinsam?

Wir wurden zum Kümmerer für den Einzelhändler. Wir vermitteln, treten für die Händler in Verhandlungen mit den Eigentümern. Im Gespräch werden Bedürfnisse formuliert und wir überlegten, wie wir helfen können.

In einem Onlineportal – dem Regionalportal Rendsburg - haben wir alle Daten der Region zusammengestellt, hier können sich beispielsweise auch Betreiber von Leerstand darstellen. Wir erzeugen Aufbruchsstimmung. Dass wir wahrgenommen werden als diejenigen, die etwas machen, die nicht nur reden und Strategien entwickeln, die konkret sind und umsetzen. Das ist auch einer der Gründe, warum ich selbst im Laden verkauft habe. Ich wollte wissen, wie es ankommt, direkt ein Feedback einholen. Ich traf auf durchweg positive Resonanz. Die Rendsburger Stadtoberen lassen uns erfreulich freie Hand, unter anderem bei der Gestaltung der Fußgängerzone mit Sitzmöbeln.

Die Gestaltungsfreiheit ist unheimlich motivierend. Und es geht auf, die Innenstadt ist attraktiver geworden. Auch das von uns initiierte gemeinsame Singen in der Weihnachtszeit „Rendsburg singt“ zog die Leute in die Innenstadt und war ein großer Erfolg. Selbstverständlich posten wir all das regelmäßig, man muss sich die Mitstreiter hart erarbeiten.

Was motiviert Sie in Ihrem Job besonders? Weshalb interessieren und engagieren Sie sich für die Arbeit in der Stadtentwicklung?

Mich motiviert, dass ich Menschen eine Freude bereiten kann, dass ich mit dafür sorge, dass sie unsere Innenstadt wieder gern aufsuchen und eine neue Lebensqualität finden. Schon als Bürgermeisterin auf Sylt war es mir wichtig, gestalten zu können. Damals war ich 24 und bis heute treibt es mich an, etwas für das Wohl der Allgemeinheit zu tun.

Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf? Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?

Jemanden finden, der das Projekt fortsetzt, das ist unsere größte Sorge. Beim Netzwerktreffen in Wittenberge habe ich erfahren, dass bei vielen diese Frage Kopfzerbrechen bereitet. Auch an anderen Orten kämpfen die Akteure mit Parallelstrukturen beispielsweise.

Der positive Ansatz in Rendsburg war, dass die Stadt selbst eine neue GmbH gegründet hat – für Veranstaltungen, Marketing und Leerstandsmanagement. Sie haben also neben vielen anderen Aufgaben auch unser Kerngeschäft auf der Agenda. Das Problem ist nur, dass die Kapazitäten gar nicht ausreichen, um alle Aufgaben unserer GmbH weiterzuführen. Immer wieder entstehen neue Strukturen, die nicht optimal aufeinander abgestimmt sind und Initiativen ohne nachhaltige finanzielle Sicherheit. Wünschenswert wäre aus meiner Sicht gewesen, den Zusammenführungsgedanken stärker spielen zu können.

Bildergalerie

Zwei Menschen stehen vor einer leeren Ladenfront und halten ein rotes Spielzeugauto hoch Zum Pop-Up-Konzept gehören auch Spielgeräte.
Zum Pop-Up-Konzept gehören auch Spielgeräte. , Quelle: Region Rendsburg GmbH
Drei Menschen mit neongrünen Jacken sind auf einem Marktplatz aktiv Kunstaktion für die Gestaltung der Hochbeete im Stadtzentrum
Kunstaktion für die Gestaltung der Hochbeete im Stadtzentrum , Quelle: Region Rendsburg GmbH
Sieben Menschen in einem Park schauen und zeigen mit dem Finger in die Kamera Team Rendsburg belebt
Team Rendsburg belebt , Quelle: Region Rendsburg GmbH

Weiterführendes:

Pilotprojekt "Rendsburg belebt"

Mehr Menschen, die Stadt gemeinsam machen, finden Sie u. a. hier:

Porträt-Serie „Ich mache Stadt gemeinsam, weil …“