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Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Grafik mit einer Hand, die ein Mikrophon hält auf blauem Grund

Elke Plate, Stadtentwicklerin

„Ich mache Stadt gemeinsam, weil die große Transformation ein Denken und Arbeiten außerhalb von disziplinären Silos erfordert."

Portraitfoto von Elke Plate vor unscharfem Hintergrund und mit Schriftzug macht Stadt gemeinsam! auf orangenem Grund Elke Plate Quelle: BBSR/OSTKREUZ: Thomas Meyer

Elke Plate arbeitet seit 2001 bei der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und beschäftigt sich hier mit Fragestellungen zur resilienten, zukunftsfähigen Stadt. Seit 2009 leitet die ausgebildete Stadtplanerin dort das Team für „Zentren, Wirtschaft und gesamtstädtische Entwicklungsstrategien". Seit 2022 verantwortet sie das Pilotprojekt "Kuratiertes Erdgeschoss-Management in Zentren“ und erprobt hier neue Strategien für die produktive Post-Corona-Stadt. 

Theorie, Forschung und Praxis zu verbinden, war Elke Plate bereits während ihres Studiums der Raumplanung an der TU Dortmund ein Anliegen. Noch zu Studienzeiten gründete sie das Büro der Planersocietät. Weitere berufliche Erfahrungen sammelte Elke Plate später im Erzgebirge, in Dresden, Halle/Leipzig, München, Düsseldorf, im Ruhrgebiet und in Ostwestfalen, bevor sie nach Berlin kam. Sie agierte an der Schnittstelle zwischen Stadt- und Verkehrsplanung, häufig waren ihre Aufgaben in der Verwaltung auch mit Forschungsprojekten verbunden.

Was verbindet Sie mit der Nationalen Stadtentwicklungspolitik?

Ich empfinde die Begegnungen bei Veranstaltungen und Terminen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik immer als kollegiale Klassentreffen. Die Kongresse bieten fachlich-politischen Input und Austausch. Außerdem verbinde ich mit der Nationalen Stadtentwicklungspolitik auch die Unterstützung engagierter Kolleginnen und Kollegen, die Berlins Stimme beispielsweise bei der Erarbeitung der Neuen Leipzig-Charta eingebracht haben.

Der Piloprojektaufruf „Post-Corona-Stadt“ in dem die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen im Referat Stadtentwicklungsplanung das Thema des kuratierten Erdgeschoss-Managements bearbeitet, ist aktuell die engste Verbindung. Hier sind wir Projektträger, ich habe an der Erarbeitung der Bewerbung mitgearbeitet.

 

Bildergalerie

Auf einer Fotografie von einem Haus mit einem großen Schaufenster im Erdgeschoss stehen drei gezeichnete Figuren. Erdgeschosszonen als Möglichkeitsräume
Erdgeschosszonen als Möglichkeitsräume , Quelle: Bergsee, blau; Grafik: Johanna Götz / SenSBW, Berlin
Das Bild zeigt eine belegte Geschäftsstraße mit einer Nutzungsmischung aus kleinen Geschäften und Cafés. Geschäftsstraße mit Nutzungsmischung
Geschäftsstraße mit Nutzungsmischung , Quelle: Till Budde, SenSBW Berlin
Auf einer Fotografie eines Wohnungsgeschossbaus ist im Erdgeschoss ein Schild mit der Aufschrift Kieztreff gezeichnet. Nutzungsalternativen zum Einzelhandel
Nutzungsalternativen zum Einzelhandel , Quelle: Bergsee, blau; Grafik: Johanna Götz / SenSBW, Berlin

Woran arbeiten und forschen Sie im Pilotprojekt „Kuratiertes Erdgeschoss-Management“ konkret?

In dem Projekt generieren wir Wissen über die Pandemiefolgen in Berlins Zentren. So untersuchen wir Erdgeschossnutzungen alternativ zum Einzelhandel. Wir suchen bundes- und europaweit nach erfolgreichen Modellen und Praktiken, wie die Schnittstelle zwischen öffentlichem Raum und Erdgeschoss so gestaltet werden kann, dass Zentren und Geschäftsstraßen mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen widerstands- und anpassungsfähiger werden.

Gleichzeitig findet ein berlinweiter Wettbewerb um das beste Konzept und seine Umsetzung für Erdgeschossnutzungen statt, um lokale Initiativen und Eigentümer im Engagement für ihren Standort zu unterstützen. Und wir wollen der Frage nachgehen, wie Eigentümer so kooperieren können, dass Flächen als Ressourcenpool betrachtet und genutzt werden.

Inwiefern bestimmt Gemeinwohlorientierung Ihre Arbeit als Stadtentwicklungsplanerin in Berlin?

Berlin ist eine Stadt, in der die Boden- und Immobilienpreise sich in den letzten Jahren in geradezu brutaler Weise entwickelt haben. Davon profitieren wenige, und die meisten gar nicht. Vorsorge ist angesichts dessen besonders wichtig. Und dazu braucht es Planungen und Projekte, die das Gemeinwohl, Chancen auf Teilhabe und Leistbarkeit stärker berücksichtigen.

Die Stadtentwicklungspläne, die in Berlin erarbeitet werden, zielen genau darauf und stellen das Gemeinwohl in den Mittelpunkt - damit diejenigen beispielsweise, die auf aktive Mobilität angewiesen sind, sich gut versorgen können. Damit die Betriebe, die für die grundlegende Versorgung in der Stadt wichtig sind, auch Grundstücke finden, auf denen sie ihre Produkte erzeugen können.

Strategische Planung zielt also auf den Rahmen, auf langfristige Entwicklungen, auf Vorsorge, auf Anpassungsfähigkeit. Sie nützt dann, wenn Akteure, die Projekte umsetzen oder auf anderen Ebenen arbeiten, darin eine Orientierung finden und Flächen für die Daseinsvorsorge genutzt werden können.

Was motiviert Sie?

Städte sind für mich Orte sozialer Vielfalt, kultureller Innovationen, wirtschaftlicher Kraft, politischer Macht. Sie sind Knotenpunkte in vielfältigen Netzen. Die Dichte von Menschen setzt Ideen frei, bringt Kreativität zusammen, schafft einen ständigen Wandel. Städte sind spezielle Räume der individuellen Aneignung und großer Freiheit. Das motiviert mich!

Gleichzeitig ist soziale Benachteiligung in Deutschland auch räumlich strukturell verfestigt. In städtischen Räumen wirken sich wirtschaftliche, soziale und technologische Veränderungen in vielfältiger Weise aus. Um die große Transformation in Städten wie Berlin zu gestalten, braucht es strategische Planung, die langfristige Ziele ansteuert und ihre Umsetzung vorstrukturiert. In besonderem Maße ist ein systemisches Denken und Handeln wichtig.

Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf?

Klimawandel und Energiewende betreffen Stadt und Land. Sie fordern veränderte Praktiken, eine echte Kreislaufwirtschaft, eine bessere Risikovorsorge, mehr personelle und finanzielle Ressourcen für die öffentliche Daseinsvorsorge.

Die bestehenden bauplanungsrechtlichen Rahmenbedingungen tragen nicht ausreichend dazu bei, unsere Umwelt und Gesellschaft auf diese enormen Anforderungen und den erforderlichen Verzicht auszurichten. Es braucht dazu mehr Mut, weil die Energiewende ohne unbequeme Entscheidungen nicht stattfinden wird. Es braucht mehr individuelle Verantwortungsübernahme für die erforderliche Klimawandelanpassung, weil Eigentum verpflichtet. Es braucht mehr Staatlichkeit mit Gemeinwohlorientierung und Geschwindigkeit.

Weiterführendes:

Pilotprojekt "Kuratiertes Erdgeschoss-Management"

Mehr Menschen, die Stadt gemeinsam machen, finden Sie u. a. hier:

Porträt-Serie „Ich mache Stadt gemeinsam, weil …“