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„Ich mache Stadt gemeinsam, weil sie den idealen Wirkrahmen bietet, um Ideen und Projekte für eine kooperierende, gemeinwohlorientierte Gesellschaft, zu erproben.“
Quelle: BBSR/OSTKREUZ: Thomas Meyer
Der Biologe und Stadtmacher Ulrich Hirschmüller ist spezialisiert auf Wissenschaftskommunikation und urbane Landwirtschaft.
Seit 2016 engagiert er sich bei Urban Lab, einer gemeinnützigen UG in Nürnberg, die Bürgerinnen und Bürger begeistern will, ihre Stadt selbst zu gestalten. Los ging es dort für Ulrich Hirschmüller mit dem Projekt „Stadt auf Rädern“. Dieses Projekt richtete sich an Stadtviertel ohne funktionierende Quartierszentren und regte dazu an, geeignete Plätze im Stadtteil zu urbanen Zentren zu wandeln. Es folgten Projekte wie „Meer davon“, ein Verbundprojekt des wissnet-Verband deutschsprachiger Wissenschaftsläden; im Rahmen des Wissenschaftsjahrs „Meere und Ozeane“ oder die Umsetzung einer partizipativen Brachenentwicklung (Nordgarten Z-Bau) in Nürnberg.
2019 übernahm Ulrich Hirschmüller für das Pilotprojekt „Quartier U1-Stadt gemeinsam selbermachen“ die Finanzplanung und -abwicklung, Konzeption, Kooperative Projektförderung und Community-Betreuung. Aktuell ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter für „Was wäre wenn…Eine Stadt probt ihren Untergang“ tätig und gehört zum Kernteam des Urban Lab.
Was verbindet Sie mit der Nationalen Stadtentwicklungspolitik?
Unser aktuelles Pilotprojekt „Was wäre wenn…“ ist nun das dritte Projekt des Urban Lab, das von der Nationalen Stadtentwicklungspolitik gefördert wird. Diese Förderung gibt uns Raum, Dinge im Detail zu durchdenken und in der Realität auszutesten. Teil des „experimentellen Arms“ der Nationalen Stadtentwicklungspolitik zu sein, relevant für die Gemeinwohl-Stadt von morgen tätig zu sein: Das macht mich schon ein wenig Stolz, das gibt mir Schwung, Motivation und Energie.
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Wie machen Sie Stadt gemeinsam?
Das Urban Lab ist inzwischen auf verschiedenen Ebenen der Stadtentwicklung tätig. Einmal als Akteur im öffentlichen Raum, der dort verschiedenste Projekte umsetzt. Diese „Bodenhaftung“ ist uns wichtig, um den Kontakt mit der Stadt zu behalten und uns regelmäßig die Hände schmutzig machen zu können. Ich selbst mache da gerne bei allem mit, wenn ich auch einen Schwerpunkt beim Thema Stadtgrün und Farming habe. So habe ich das Projekt „Öffentlicher PflanzenNahVerzehr“ maßgeblich mitgestaltet, oder bin auch weiter am Foodcube dran, der inzwischen ein festes Urban Lab Angebot ist.
Auf übergeordneter Ebene wirken wir beim Urban Lab aber auch als Akteur, der die gemeinwohlorientierte Stadtentwicklung auf verschiedenen Ebenen stärkt, vertritt und versucht, die Stadt mehr als die Summe seiner einzelnen Teile werden zu lassen. Konkret bedeutet dies z.B. die Durchführung kooperativer Projektförderungen, die Gemeinwohl-Projekte nicht nur fördert, sondern auch qualifiziert, vernetzt und mit den richtigen Vertretern der Stadtverwaltung zusammenbringt. Oder aber auch in der Durchführung kokreativer Workshops im Rahmen von Beteiligungsprozessen. Ich selbst bringe hier meine wissenschaftliche Denkweise, mein Einfühlungsvermögen und meine Kommunikationsstärke zur Vermittlung komplexer Sachverhalte ein.
Weshalb engagieren Sie sich in der Stadtentwicklung?
Für mich ist Stadtentwicklung die ideale Ebene, in der ich mit meinen Mitteln wirken kann. Die Stadt stellt eine Art Mikrokosmos dar, der groß genug ist, um ein bereits funktionierendes gesellschaftliches Organisationssystem zu sein, quasi als moderne Reproduktion der griechischen Polis. Sie muss aber nicht die großen, unkonkreten und oftmals lähmenden Fragen der Staatspolitik bearbeiten. Hier können Dinge auf die Straße gebracht und Gemeinwohl praktiziert werden. Stadt ist so unfassbar spannend, weil so viele Disziplinen, Menschen, Systeme zusammenkommen, was alles in Allem unfassbares Potenzial bietet. Glücklich macht mich, wenn ich es mal wieder geschafft habe, dieses Potenzial ein Stück weiter zu wecken.
Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?
Wir leben in schwierigen Zeiten. Lösungen liegen auf der Hand, sind zu Teilen bereits erprobt, zu Teilen ist das Risiko, es einfach auszuprobieren überschaubar. Der Mensch kann je nach Kosmos, in dem er lebt, sich extrem kooperativ und sozial verhalten, oder unglaublich dumm und egoistisch. Kapitalismus, Nationalismus, Populismus, Wissenschaftsfeindlichkeit sind extrem große Gefahren für unsere Gesellschaft. Ich versuche, in meinem Wirkrahmen an Lösungen für die Gemeinwohl-Stadt von morgen mitzuarbeiten. Wichtig dabei finde ich die Themen Verantwortung, Wissens- und Empathieaufbau. Gute Instrumente, diese in unserer Gesellschaft zu etablieren, sind meines Erachtens superwichtig.