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Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Panorama der Stadt Berlin mit Ausblick auf den Potsdamer Platz, den Park am Gleisdreieck und den Fernsehturm.

15. Bundeskongress Nationale Stadtentwicklungspolitik

Unter dem Titel „Transformation gestalten – Aufbruch zur urbanen Resilienz“ fand vom 14. bis 16. September 2022 der 15. Bundeskongress Nationale Stadtentwicklungspolitik in Berlin statt.

Das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen lud gemeinsam mit der Bauministerkonferenz der Länder, dem Deutschen Städtetag und dem Deutschen Städte- und Gemeindebund zur zentralen Veranstaltung der Stadtentwicklungspolitik in Deutschland ein. Nach zwei digitalen Veranstaltungen fand die Konferenz erstmalig wieder in Präsenz statt.

Die rund 1.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigten sich aus nationaler und internationaler Perspektive mit Ideen und Lösungsansätzen zur Stärkung urbaner Resilienz und zukunftsfähigen Gestaltung von urban und ländlich geprägten Städten und Gemeinden. Die Fragen reichten dabei von ressourceneffizienter und klimaangepasster Stadtentwicklung, der Entwicklung von zukunftsfähigen Innenstädten, der drängenden Frage von bezahlbarem und klimaangepasstem Wohnraum bis hin zu Möglichkeiten und Herausforderungen der Digitalisierung. Der zweitägige Kongress nahm auch einen engen Bezug zum erstmaligen Treffen der für Stadtentwicklung zuständigen Ministerinnen und Minister der G7-Staaten am 13. September 2022 in Potsdam, bei dem das G7-Kommuniqué zur Stadtentwicklung verabschiedet wurde.

Bereits seit dem Vormittag des 14. September hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich in insgesamt 13 Rahmenveranstaltungen verschiedener Partnerinnen und Partner in der Station Berlin über unterschiedliche Fragestellungen der deutschen und internationalen Stadtentwicklung zu informieren und in Diskussionen einzubringen.

Frau Geywitz mit rotem Jackett steht vor dem Publikum auf einer Bühne. Im Hintergrund ist eine Leinwand Klara Geywitz in der Station, Berlin Klara Geywitz in der Station, Berlin Quelle: BMWSB/nürnberger.de

Dr. Rolf Bösinger, Staatssekretär im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen eröffnete am Abend des 14. Septembers den Kongress mit einem Plädoyer für die Kooperation in der Stadtentwicklungspolitik. Dabei hob er die besondere Bedeutung der Nationalen Stadtentwicklungspolitik hervor: „Bund und Länder setzen in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Kommunen durch die Nationale Stadtentwicklungspolitik einen guten Rahmen für das Handeln vor Ort. Durch die Schaffung eines neuen, eigenständigen Ministeriums unterstützen wir koordiniert die zahlreichen Aufgaben, vor denen die Städte und Gemeinden vor Ort stehen. Urbane Resilienz als Ziel nachhaltiger Stadtentwicklungspolitik steht dabei in unserem Fokus, um die Aufgaben nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Chance zu begreifen.“ Dr. Rolf Bösinger unterstrich die Bedeutung der Nationalen Stadtentwicklungspolitik als zentrale Plattform für den Austausch und die Diskussion neuer Ansätze der Stadtentwicklung. In den vergangenen Jahren habe zudem der Austausch mit europäischen und internationalen Partnern und Netzwerken an Bedeutung gewonnen, für den die Nationale Stadtentwicklungspolitik die passende Basis biete: So habe im Rahmen der deutschen G7-Präsidentschaft Ministerin Klara Geywitz zu einem erstmaligen Treffen der für Stadtentwicklung zuständigen G7-Ministerinnen und -Minister eingeladen, das am 13. September 2022 in Potsdam stattgefunden hat.

Herr Dr. Bösinger im Anzug an einem weißen Rednerpult Eröffnung durch Dr. Rolf Bösinger Eröffnung durch Dr. Rolf Bösinger Quelle: BMWSB/nürnberger.de

Das gastgebende Berlin steht wie andere nationale und internationale Kommunen vor zahlreichen dringenden Aufgaben: die spürbar werdenden Auswirkungen des Klimawandels wie der Dürresommer 2022, Anforderungen an die Neugestaltung der urbanen Mobilität oder der akute Wohnraummangel. Aus Sicht von Andreas Geisel, Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen des Landes Berlin, haben die Vielzahl und die Komplexität der Krisen der vergangenen Monate und Jahre den Handlungs-druck für Bund, Länder und Kommunen erhöht und erfordern Entscheidungen in immer kürzeren Zeit-räumen. Die Krisen wirken dabei wie Katalysatoren: „Wir sind zum Handeln bei Themen gezwungen, die wir lange vor uns hergeschoben haben. Die Städte als „Kraftzentren“ sind von Lasten und Aufgaben besonders betroffen, bieten aber auch zahlreiche Potenziale und sind wichtig für die Bewältigung. Hier können wir die Transformation gestalten.“ Die Nationale Stadtentwicklungspolitik stehe dabei beispiel-haft für produktives Zusammenwirken im Sinne nachhaltiger und gemeinwohlorientierter Stadtentwicklung und biete für Kooperation und Austausch einen hervorragenden Rahmen.

Andreas Geisel in einem blauen Anzug steht hinter einem Rednerpult Andreas Geisel, Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen des Landes Berlin Andreas Geisel, Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen des Landes Berlin Quelle: BMWSB/nürnberger.de

Die Frage, wie Städte resilient gestaltet werden können und was die wichtigsten Herausforderungen für die Politik seien, wurde in der anschließenden Diskussionsrunde mit den stadtentwicklungspolitischen Sprecherinnen und Sprechern der im Bundestag vertretenen Fraktionen diskutiert. Unter der Moderation von Anja Heyde nahmen Bernhard Daldrup, (SPD), Christina-Johanne Schröder (Bündnis 90/Die Grünen), Daniel Föst (FDP), Caren Lay (Die Linke), Lars Rohwer (CDU/CSU) und Roger Beckamp (AfD) an der Diskussion teil. Dabei stand neben dem Aspekt der sozialen Resilienz zudem das ambitionierte Ziel der Bundesregierung, pro Jahr 400.000 Wohnungen – davon 100.000 sozialgebunden – neu entstehen zu lassen, im Zentrum der Diskussion. Es wurde darauf hingewiesen, dass sich die Bautätigkeit im Spannungsfeld zwischen Fach- und Arbeitskräftemangel sowie Problemen der Lieferketten in Folge der aktuellen Krisen befinde. Grundsätzlich wurde die Stärkung der Genossenschaften, eine stärkere Gemeinwohlorientierung in der Wohnungswirtschaft und die Klärung des kommunalen Vorkaufsrechts eingefordert. Als weiterer wichtiger Punkt wurde die Notwendigkeit eines Energie- und Wärmekonzeptes auch im Hinblick auf die Gebäudebewirtschaftung diskutiert. Dabei sollten neben städtischen Räumen auch ländliche Regionen und kleinere Gemeinden in den Fokus gerückt werden.

Sieben Personen sitzen nebeneinander auf der Bühne und sind zum Teil auch noch einmal dahinter auf einer Leinwand zu sehen. Diskussion „Stadtentwicklung und Politik“ Diskussion „Stadtentwicklung und Politik“ Quelle: BMWSB/nürnberger.de

Cansel Kiziltepe, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, hat anschließend – mit der Unterstützung durch die Laudatorinnen und Jurymitglieder Petra Wesseler, Präsidentin des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, und Dr. Susanne Böll, Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, den Bundespreis Stadtgrün 2022 an folgende Teilnehmende mit ihren beispielhaften Projekten verliehen:

  • Aachen – Suermondt-Park: Das „Grüne Herz“ des Quartiers
  • Bad Saulgau – Umwandlung von Einheitsgrün in artenreiches Grün
  • Leipzig – Renaturierung „Rietzschke-Aue Sellerhausen“ in Leipzig
  • Mannheim – Taylor Park – Verbindungen schaffen und städtebauliche Neuordnung
  • Tirschenreuth (Oberpfalz) – Stadt am Wasser – der blaue Ring

Darüber hinaus erhielten vier Einreichende Anerkennungen:

  • Berlin – KlimaKiez Badstraße
  • Deggendorf – Klimaangepasste Umgestaltung des Friedhofes
  • Frankenberg (Sachsen) – Mühlbachtal
  • Pulheim – Nordpark

Eine Menschengruppe steht auf einer Bühne und halten Urkunden in der Hand. Vor der Menschengruppe stehen kleine Bäume in Töpfen. Verleihung des Bundespreis Stadtgrün 2022 durch Cansel Kiziltepe, Parlamentarische Staatssekretärin Verleihung des Bundespreis Stadtgrün 2022 durch Cansel Kiziltepe, Parlamentarische Staatssekretärin Quelle: BMWSB/nürnberger.de

Der zweite Kongresstag wurde durch den Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen des Landes Berlin, Andreas Geisel, eröffnet. Dabei unterstrich er angesichts der zahlreichen Krisen und Herausforderungen, denen unsere Gesellschaft gegenüberstehe und die sich in Städten konzentrieren, die große Bedeutung des diesjährigen Themas des Bundeskongresses: „Eine Metropole hat immer zwei Seiten. Hier konzentriert sich eine Bandbreite an sozialen, ökologischen und ökonomischen Problemen. Städte sind gleichzeitig auch Innovationsmotoren, die Freiraum und die Möglichkeit der Transformation bieten.“

Ein bewährtes Instrument zur Bewältigung der Herausforderungen sei die Städtebauförderung, die seit über 50 Jahren die Anpassungsfähigkeit und die Widerstandfähigkeit der Stadt stärke – in Berlin z. B. mit den „Lebendigen Zentren oder dem Programm Sozialer Zusammenhalt mit den Quartiersmanagements. Aktuell gebe es in Berlin 69 Städtebaufördergebiete, die mit mehr als 120 Millionen Euro von Bund, Land und Europäischer Union gefördert werden. Durch das Quartiersmanagement werde der Zusammenhalt im Quartier gestärkt, die Menschen untereinander vernetzt und Quartiere mit dem Ziel aufgewertet, eine sozial Teilhabe für alle zu ermöglichen. Bei der Quartiersentwicklung spiele auch der Zusammenhang zwischen Nachbarschaften und Wirtschafts- und Gewerbeentwicklung eine wichtige Rolle. Um Quartiere lebendig zu gestalten und zu halten, wurde mit Mitteln aus der Nationalen Stadtentwicklungspolitik das Pilotprojekt „Kuratiertes Erdgeschossmanagement in Zentren und Geschäftsstraßen“ auf den Weg gebracht. Auch Mehrfachnutzungen seien an vielen Standorten in der Stadt möglich, wie beispielsweise in Schulen. Bei der Umsetzung aller integrierten Maßnahmen gehe es darum, die Menschen und den sozialen Zusammenhalt in der Stadt in den Mittelpunkt der Anstrengungen zu stellen.

Andreas Geisel in einem dunklen Anzug steht hinter einem Rednerpult Andreas Geisel, Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen des Landes Berlin Andreas Geisel, Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen des Landes Berlin Quelle: BMWSB/nürnberger.de

Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, bekräftigte, dass der Bund insbesondere vor dem Hintergrund der globalen Krisen weiterhin ein verlässlicher Partner der Stadtentwicklung sein werde. „Im Jahrhundert der Städte brauchen wir die Kraft der Kommunen. Dort wird intensiv an Lösungsansätzen gearbeitet. Dabei wollen wir sie unterstützen.“ Mit der Städtebauförderung, seit über 50 Jahren ein erfolgreiches Entwicklungsinstrument, unterstütze der Bund die Kommunen aktuell mit 790 Mio. Euro pro Jahr. Bei allen Maßnahmen sei es wichtig, die Aufgaben des Klimaschutzes und der Klimaanpassung mitzudenken. Dies gelte auch für die Bereiche Stadtentwicklung und Wohnen, die aus ihrer Sicht eng zusammenhängen. Die Anforderungen des Klimawandels sollen mit (preiswertem) Wohnen in Einklang gebracht. Das Querschnittsthema urbane Resilienz werde nicht nur im neuen Bundesministerium eine große Rolle spielen, sondern war auch im G7-Prozess und somit auf internationaler Ebene ein wichtiger Aspekt des Austauschs der Fachministerinnen und Fachminister zur Stadtentwicklung. Besonders unterstrich sie ihre Freude über die Ankündigung Japans, den G7-Prozess 2023 zur Stadtentwicklungspolitik fortzuführen. „Der Austausch – auch der internationale – ist besonders wichtig. Dies hat auch das Treffen der G7-Fachministerinnen und -minister gezeigt. In Zukunft wird das Ministerium die internationale Stadtentwicklungspolitik deutlich stärken.“

Frau Geywitz mit rotem Jackett steht vor dem Publikum auf einer Bühne. Im Hintergrund ist eine Leinwand Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen Quelle: BMWSB/nürnberger.de

Toshiyuki Hayashi, Vizeminister im japanischen Ministerium für Land, Infrastruktur, Transport und Tourismus bedankte sich für die deutsche Initiative zur G7-Konferenz. Zudem berichtete er über die aktuelle Diskussion zur Stadtentwicklung in Japan. Unter anderem aufgrund des Subsidiaritätsprinzips bestehe bei den japanischen Städten und Kommunen großes Interesse daran, die lokalen Probleme auch auf kommunaler Ebene zu lösen. Eine Unterstützung durch die nationale Ebene sei aber von großer Bedeutung. In Japan seien Schrumpfungs- und Überalterungsprozesse bereits seit langem eine der großen Herausforderungen und die Verknüpfung der Versorgung der Gesellschaft sowie der Schonung des Klimas sind wichtige Handlungsschwerpunkte. Japan strebe bis 2050 eine CO2-Neutralität an, bis 2030 eine nachhaltige, widerstandsfähige, grüne Gesellschaft und bis 2025 die Umsetzung der Ziele zur Barrierefreiheit. Als weiteres Ziel strebe das Land auf Basis zahlreicher Smart-City-Konzepte eine Society 5.0 an, in der sowohl im virtuellen als auch im physischen Raum der Mensch im Vordergrund stehe.

Aus seiner Sicht habe das G7-Fachministerinnen- und Fachministertreffen zum richtigen Zeitpunkt statt-gefunden. Weltweit müssen Städte nun an einer Ausarbeitung und Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsziele arbeiten. Daher verkündete Herr Hayashi, dass Japan das Thema Stadtentwicklung 2023 in der G7-Präsidentschaft fortsetzen werde.

Toshiyuki Hayashi an einem Rednerpult Toshiyuki Hayashi, Vizeminister im japanischen Ministerium für Land, Infrastruktur, Transport und Tourismus Toshiyuki Hayashi, Vizeminister im japanischen Ministerium für Land, Infrastruktur, Transport und Tourismus Quelle: BMWSB/nürnberger.de

Maimunah Mohd Sharif, Exekutivdirektorin von UN-Habitat, stellte heraus, dass es die Rolle der Städte und Gemeinden sei, eine resiliente und inklusive Zukunft für alle zu ermöglichen. Sie berichtete, dass das verabschiedete G7-Kommuniqué auch eine Stärkung der Neuen Leipzig-Charta auf globaler Ebene sei, dieser noch mehr Nachdruck verleihe und zudem die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen unterstütze. Sie betonte ihre Hoffnung, dass Japan den G7-Pfad zur Stadtentwicklungspolitik fortführen werde.

Frau Sharif stellte die strategischen Prioritäten von UN-Habitat für die kommenden Jahre vor: Die Städte sollen resilienter gestaltet werden und es solle ein Recht auf angemessenen Wohnraum geben. An-gesichts von Schätzungen, dass bis 2025 440 Millionen Menschen weltweit keine angemessenen Wohnungen bewohnen und 70 % der Haushalte in instabilen Mietverhältnissen leben, fordere UN-Habitat die Sicherstellung bezahlbaren Wohnraums. Als zweites Ziel nannte sie die Lokalisierung der SDGs: Die Covid-19-Pandemie habe verdeutlicht, wie wichtig die Rolle der Städte und Gemeinden im globalen Kontext sei. Als dritten Handlungsschwerpunkt nannte sie die Unterstützung bei Klimaanpassungsmaß-nahmen mit einem Schwerpunkt auf Multi-Level-Governance. UN-Habitat stelle einen Recovery-Framework für Städte nach Krisensituationen bereit, um diese resilienter wieder aufzubauen, wie es beispielweise in der Ukraine nötig sei. Sie forderte alle Beteiligten auf, sich stärker in den genannten Bereichen zu engagieren, um die Herausforderungen gemeinsam zu meistern.

Maimunah Mohd Sharif am Rednerpult. Maimunah Mohd Sharif Maimunah Mohd Sharif Quelle: BMWSB/nürnberger.de

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor Emeritus des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, betonte in seinem Vortrag mit dem Titel „Saving the World in Style – The future is decided in cities and the built environment“, dass die Verbindung von Nachhaltigkeit und die Transformation der gebauten Umwelt die zentralen Themen der Zeit widerspiegele. Dabei spreche er anstelle des bekannten Nachhaltigkeits-Dreiecks eher von einem magischen Quadrat zwischen Ökonomie, Ökologie, Inklusion/Sozialem und Ästhetik.

In seinem Vortrag stellte er heraus, dass selbst innerhalb des 2-Grad-Ziels massive Auswirkungen auf die Umwelt und Kippprozesse generiert werden. Einen wichtigen Lösungsansatz sieht er in der Verwendung von organischen, nachwachsenden Rohstoffen als CO2-Speicher. Dabei sehe er es notwendig an, sich an natürlichen Überlebensprozessen anderer Lebewesen zu orientieren. Er stellte beispielweise das Prinzip der Schwammstädte vor, die große Mengen an Niederschlag aufnehmen und wieder abgeben können, sowie das Nutzen von nachwachsenden Rohstoffen zum Bauen. Die Menschheit stehe vor der größten existenziellen Krise. Dies könne nicht allein mit Förderinstrumenten zur Initiierung klimafreundlichen Verhaltens bewältigt werden. Dazu müssten nicht nur das Regelwerk verändert, sondern auch Auslöser der Krise aus dem Weltwirtschaftssystem verbannt werden. Es gebe bereits Möglichkeiten für eine nachhaltige Bauwirtschaft, sie müssten aber schließlich auch umgesetzt werden.

Herr Schellnhuber in einem schwarzen Anzug hält einen Vortrag. Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Joachim Schellnhuber Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Joachim Schellnhuber Quelle: BMWSB/nürnberger.de

Die Partnerinnen und Partner der Nationalen Stadtentwicklungspolitik, Bundesministerin Klara Geywitz, Nicole Razavi MdL, Vorsitzende der Bauministerkonferenz der Länder und Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen des Landes Baden-Württemberg, Prof. Dr. Eckart Würzner, erster Stellvertreter des Präsidenten des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg, sowie Bernd Düsterdiek, Deutscher Städte- und Gemeindebund, diskutierten mit Dr. Dr. h.c. mult. Hans Joachim Schellnhuber die aktuellen Themen der Stadtentwicklung. So haben Hitzesommer, Starkregenereignisse und der Klimawandel die Notwendigkeit verdeutlicht, das Grün in der Stadt zu stärken. Die Partnerinnen und Partner waren sich darin einig, dass die heutigen Herausforderungen, die nie so groß gewesen seien wie zurzeit, nur gemeinsam gestemmt werden können und die Nationale Stadtentwicklungspolitik hier u.a. mit dem Bundeskongress die geeignete Plattform sei. Eine besondere Herausforderung für Städte und Kommunen sei es, die Nachhaltigkeit zu leben und die Ressourcen für Klimaschutz- und -anpassungsmaßnahmen bereitstellen zu können.

Bei der Frage um die Zukunft des Wohnens wurde neben dem Bereich des Neubaus auch über die Aktivierung von vorhandenem Leerstand diskutiert. Um sozialen Wohnungsbau zu ermöglichen müsse bei alledem aber auch die Bezahlbarkeit betrachtet werden. Die Lösung liege hierbei im Quartier, nicht in einzelnen Gebäuden.

Sechs Personen sitzen auf einer Bühne in einer Reihe. Diskussionsrunde mit Partnern der Nationalen Stadtentwicklungspolitik am zweiten Kongresstag Diskussionsrunde mit Partnern der Nationalen Stadtentwicklungspolitik am zweiten Kongresstag Quelle: BMWSB/nürnberger.de

Bruce J. Katz, Direktor des Nowak Metro Finance Lab an der Drexel Universität in Philadelphia (USA), beschreibt die Summe der aktuellen globalen Herausforderungen statt eines „New Normal“ eher als ein „New Disorder“. Er unterschied in seinem Vortrag zwischen jüngeren Ereignissen und deren Auswirkungen, wie z.B. der Covid-19-Pandemie, und Entwicklungen, die wie z. B. der Klimawandel schon lange bekannt sind. Städte und Kommunen seien mit ihren Akteuren häufig „die Problemlöser“. Dabei handeln die Akteure vor Ort interdisziplinär und netzwerkartig horizontal, im Gegensatz zu den eher vertikal und hierarchisch organisierten Staaten. Er bezeichnete dies als „New Localism“.

Im Anschluss ging er auf die Vielzahl von umfassenden Unterstützungsprogrammen der Biden-Regierung für die Städte u. a. gegen die Folgen der Covid-19-Pandemie ein („build back better!“). Einige Städte in den USA waren in der Lage, ihre Strukturen innovativer zu gestalten und ihre Institutionen frühzeitig zu transformieren. Dabei schafften sie gute Grundlagen, um in der Folge erfolgreich Mittel für ihre priorisierten Konzepte einzuwerben und zur Umsetzung zu gelangen. Für die Stadtentwicklung in Deutschland empfahl er, dass Netzwerke gestärkt werden, Gelder der Regierung flexibler gestaltet und Räume für Innovationen geschaffen werden sollten. Trotz des hohen Wettbewerbsdrucks sei es wichtig, zusammenzuarbeiten, Prozesse einfacher zu gestalten und Routinen zu schaffen.

Herr Katz steht auf einer Bühne und hält einen Vortrag Bruce J. Katz, Direktor des Nowak Metro Finance  Lab an der Drexel Universität in Philadelphia (USA) Bruce J. Katz, Direktor des Nowak Metro Finance Lab an der Drexel Universität in Philadelphia (USA) Quelle: BMWSB/nürnberger.de

Im Anschluss an Podien, Reden und Diskussionen wurden unterschiedliche Themenschwerpunkte der Nationalen Stadtentwicklungspolitik aufgegriffen und beispielgebende Projekte in sechs dezentralen Arenen zur Diskussion gestellt:

  • Innenstadt zukunftsfähig gestalten – klimagerecht und resilient
  • Soziale Resilienz: bezahlbarer, klimaangepasster Wohnraum
  • Resiliente Stadtentwicklung: Gesundheit im Städtebau
  • Digitalisierung – Smarte Lösungen für Stadt und Regionen: Urbane Digitale Zwillinge in der Stadtentwicklung
  • Paving the way towards climate-neutral cities
  • Shedding light on the issue of urban resilience

Am Ende des 2. Kongresstages zogen Cansel Kiziltepe, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, und Prof. Dr. Eckart Würzner, Erster Stellvertreter des Präsidenten des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg zum 15. Bundeskongress ein positives Resümee und hoben die Bedeutung der urbanen Resilienz für die weitere Stadtentwicklung und ihre umfassenden Herausforderungen hervor.

Drei Menschen sitzen auf einer Bühne und unterhalten sich Talk: Aufbruch zur urbanen Resilienz Talk: Aufbruch zur urbanen Resilienz Quelle: BMWSB/nürnberger.de

Mit einem breitgefächertem Exkursionsprogramm wurde der 15. Bundeskongress am dritten Kongresstag abgeschlossen. Die Teilnehmenden konnten sich hier im Austausch mit den Akteuren vor Ort ein praxisnahes Bild von Projekten in Berlin verschaffen.

Eine Gruppe von Menschen stehen auf der Fläche des ehemaligen Flughafens Exkursion Flughafen Tempelhof Exkursion Flughafen Tempelhof Quelle: PROPROJEKT und Büro Kaufmann

Filmbeiträge des 15. Bundeskongresses finden Sie in unserer Mediathek