Steigendes Engagement für die Stadtgesellschaft
In unseren lebendigen Stadtgesellschaften wächst die Bereitschaft zum Engagement. Ob für das Gemeinwohl oder für die eigenen Interessen: Viele Menschen sind bereit, sich aktiv in der Stadtentwicklung einzusetzen und dabei selbstbewusst mit Formaten und Ansätzen zu experimentieren. Die Ursachen für dieses wachsende Engagement liegen auch in der Verschärfung von Konflikten im städtischen Alltag: um preisgünstigen Wohnraum, faire Verteilung des öffentlichen Raums, eine nachhaltige Mobilität oder den Schutz selbstbestimmter, nicht-kommerzieller Lebensräume – und nicht zuletzt um die Deutungshoheit und Kräfteverhältnisse in der Stadtentwicklung. Vielen Menschen reicht das „klassische“ formalisierte Miteinander von Bürgerschaft, Politik und Verwaltung nicht mehr aus. Sie wünschen sich mehr direkte und schnellere Einflussnahme auf kommunale Entscheidungsprozesse.
Die Bereitschaft zum Engagement und zu freiwilliger bürgerschaftlicher Verantwortung ist eine gute Tradition in der Entwicklung der Europäischen Stadt. Viele zivilgesellschaftliche Akteure in der Stadtentwicklung setzen sich für das Gemeinwohl ein und leisten einander gegenseitig solidarische Hilfe. Sie vernetzen sich, entwickeln neue Ideen und setzen diese mit viel Spaß in neuen Formaten und unübersehbar im öffentlichen Raum um. Diese „Stadtmacher“ suchen sich Unterstützung, aktivieren weitere Beteiligte und schaffen neue zivilgesellschaftliche Angebote für das Quartier oder die gesamte Stadt.
Koproduktive Ansätze aushandeln und erproben
Eine nachhaltige Stadtentwicklungspolitik ist darauf ausgerichtet, die Möglichkeiten zur Koproduktion – zum „Stadt machen“ – kontinuierlich zu erweitern. Das heißt, zum Beispiel, Möglichkeiten zur Teilhabe zu verbessern oder neue Kollaborationsstrukturen zu erproben. In der Koproduktion der Stadt entwickeln sich Prozesse weiter. Traditionelle Rollenverteilungen ändern sich und die Kommunikation findet vermehrt auch im virtuellen Raum statt. Das Verhältnis zwischen den Aktiven, der Zivilgesellschaft, den demokratisch gewählten Vertreterinnen und Vertretern, der Verwaltung und weiteren Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis verändert sich. Im Sinne einer repräsentativen Demokratie müssen neue Balancen und kooperative Ansätze auch zukünftig weiter ausgehandelt und erprobt werden.
Die Nationale Stadtentwicklungspolitik ist eine Plattform für die Weiterentwicklung von gemeinwohlorientierten, koproduktiven Raum- und Stadtentwicklungsprozessen. In Projektaufrufen und Forschungsvorhaben erproben Akteure innovative Verfahren und bringen sie in die bundesweite Praxis ein.