Idee und Ziele
Leerstehende Gebäude und brachgefallene Flächen werden oft als negative städtische Folgeerscheinungen eines ökonomischen Strukturwandels wahrgenommen. Man kann es aber auch anders sehen: Leerstand kann ein Potential der Stadtentwicklung sein, das – im wörtlichen Sinne – Raum für Neues bietet. In Bremen hat man in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen mit Zwischennutzungen, also der zeitlich begrenzten Nutzung von leerstehenden Räumen und Brachflächen, gesammelt. Um Zwischennutzung als innovatives Instrument der Stadtentwicklung zu etablieren und die Weiterentwicklung vom experimentellen Einsatz zur passgenauen Regelanwendung zu fördern, wurde im Rahmen des Pilotprojekts die Einrichtung einer Agentur für Zwischennutzung gefördert. Die sogenannte ZwischenZeitZentrale, die auch nach Ablauf der Förderung durch die Nationale Stadtentwicklungspolitik tätig ist, ist zentrale Anlaufstelle für alle an Zwischennutzung Interessierten.
"Wir öffnen Zeitfenster und Haustüren für eine Zwischenzeit." (Michael Ziel, ZwischenZeitZentrale)
Umsetzung
Zu Beginn konnte sehr schnell eine funktionierende Organisations- und Arbeitsstruktur aufgebaut werden. Im Zentrum dieser Struktur stehen die verwaltungsexterne ZwischenZeitZentrale als operative Einheit sowie die ressortübergreifend zusammengesetzte Lenkungsgruppe (drei Ressorts sowie die Immobilien Bremen AöR als Verwalterin aller stadteigenen Immobilien) als direkte Verbindung zu Politik und Verwaltung. Ergänzt wird dies durch den Beirat, dem Institutionen mit fachlicher Nähe zum Thema Zwischennutzung angehören, so u.a. der Haus und Grund Bremen e.V., der den Kontakt zu privaten Immobilieneigentümern herstellen half.
Die ZwischenZeitZentrale hat während der Projektlaufzeit insgesamt 30 Zwischennutzungsprojekte vermittelt, unterstützt und initiiert, die hinsichtlich Art der Zwischennutzung, genutzter Immobilie/Fläche und stadträumlicher Lage stark variieren. Bis heute übersteigt die Nachfrage nach Räumen das verfügbare Angebot. Darüber hinaus ist es dem Projektteam gelungen, das Thema Zwischennutzung in der Bremer Öffentlichkeit bekannt zu machen. Mit der Durchführung von Konferenzen und der Veröffentlichung diverser Publikationen hat die ZwischenZeitZentrale der fachlichen Debatte um Zwischennutzung und Stadtentwicklung wesentliche Impulse verliehen.
Ergebnisse
Zwischennutzungsprojekte existieren bereits in vielen Städten. Das Bremer Pilotprojekt hebt sich davon in erster Linie durch den Ansatz ab, Zwischennutzungen gesamtstädtisch zu etablieren. Möglich wurde dies durch eine veränderte Sichtweise: ungenutzte Immobilien und Flächen wurden als Chance für die Stadtentwicklung begriffen. Entscheidend war die Einrichtung der ZwischenZeitZentrale in der Mittlerposition zwischen Verwaltung und (potentiellen) Zwischennutzern. Die im Rahmen des Pilotprojekts angestoßenen Zwischennutzungen haben unmittelbare Effekte auf die Gebäude sowie ihr umgebendes Quartier. Sie werden bspw. vor Vandalismus und weiterem Verfall geschützt, eine städtebauliche Aufwertung lässt sich feststellen.