Idee und Ziele
In Nürnberg wird im Rahmen des Pilotprojekts ein außergewöhnliches Quartier erforscht. Weit auseinanderliegende Teile der Stadt sollen durch die Nutzung der U-Bahn zu einem Quartier werden, da sie als Teil der Lebenswelt der Nutzerinnen und Nutzer verschiedene Orte miteinander in Beziehung setzt. Mit der U1 erreicht man vom Nürnberger Westen den Süden innerhalb von 15 Minuten. Die hohe Reichweite des Verkehrsmittels – etwa 410.000 Fahrten pro Tag absolvieren Bürger unterschiedlichster Milieus – macht die U1 für Nürnberg zu einem attraktiven Pilotquartier. Geht man von einem Einzugsbereich der Haltestellen von acht Gehminuten aus, leben im zukünftigen Quartier etwa 95.000 Menschen mit einem hohen Grad soziodemographischer Durchmischung. Im Projekt sollen Nürnberger Bürgerinnen und Bürger während der U-Bahn-Nutzung zur Teilnahme an koproduktiven Transformationsprozessen aktiviert werden. Ziele des Projekts sind die Stärkung des Gemeinsinns und die Erprobung neuer Quartiersentwicklungsansätze. Durch die Bespielung stark frequentierter Räume mit urbanen Interventionen, ungewöhnlichen Aktionen und atypischen Nutzungen, soll eine möglichst große Vielzahl an Menschen aus der Alltagsroutine gerissen und ihr Interesse an dem Projekt und dem Stadtmachen geweckt werden.
Umsetzung
Zur Umsetzung des Projekts muss dieses außergewöhnliche Quartier zunächst als ein solches wahrgenommen werden. Die Nürnberger Verkehrsbetriebe unterstützen das Projekt durch vielfältige Nutzungsmöglichkeiten.
Angedacht sind beispielsweise Werbemaßnahmen über verschiedenen Screens und Anzeigetafeln sowohl in den Stationen als auch in den U-Bahnen selbst sowie Quartiersforen, bspw. in Form von Stammtischen auf einem Vorplatz oder in der U-Bahn. Außerdem wird es ein Stadtteilblatt geben, das auf Knopfdruck in der U-Bahn gedruckt wird und alle Informationen bietet, die man braucht, um aktiv zu werden. Es liefert Einblicke in die Arbeit der Akteure, in die Stadtverwaltung und beinhaltet aktuelle Veranstaltungshinweise. Das Projekt soll so in eine breite Öffentlichkeit getragen werden.
Zentrale Anlaufstelle des Quartiers ist das „Amt für Ideen“. Das Amt dient den Bürgerinnen und Bürgern als erste Anlaufstelle für ihre Ideen. Im Amt wird den Interessierten Beratung und Hilfestellung auf dem Weg von der Idee zur Umsetzung geboten. Die entstandenen Projektideen werden entweder durch Vereine und Initiativen im Quartier umgesetzt oder durch die Bürgerinnen und Bürger selbst. Für beide Varianten steht ein Fonds zur Verfügung. Für die Vergabe der Mittel werden Kriterien nach dem Konzept der Enkeltauglichkeit entwickelt, um die Gemeinwohlorientierung sicherzustellen.
Parallel dazu wurde eine Infrastruktur aufgebaut, die es ermöglicht, leerstehende Räume temporär zu nutzen. Zur Erschließung dieser Möglichkeitsräume wurde ein mobiles Möbelstück entwickelt. Dieser Raumparasit ist U-Bahn-tauglich, aufgebaut ist er Arbeitsplatz, Küche und Präsentationsraum. Im laufenden Prozess wurde zunächst die vollständige Machbarkeit des Vorhabens in Zusammenarbeit mit anderen Akteuren, wie dem örtlichen Verkehrsbetrieb oder bürgerschaftlichen Gruppen, überprüft. Die Quartiersentwicklung soll dann bis 2021 umgesetzt werden.