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Nationale Stadtentwicklungspolitik

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Aktive Baustelle mit vielen Baumaterialien und Geräten

Nachbarschaft und Vielfalt: strategische Wohnraumentwicklung für Geflüchtete

Kann mit Konzeptwettbewerben Wohnraum für geflüchtete Menschen entwickelt werden? Erstmalig überträgt die Stadt Tübingen ein seit Jahren erprobtes Instrument auf die Unterbringungsbedarfe geflüchteter Menschen.

Idee und Ziele

Die Stadt Tübingen vergibt Flächen in Entwicklungsgebieten bereits seit vielen Jahren zu Festpreisen. Im Rahmen von Konzeptwettbewerben kommen Baugruppen und andere zivilgesellschaftliche Akteure zum Zuge, die innovative Ideen in die Stadtteile einbringen. Ziel ist es, auf diese Weise vielfältige und lebendige Quartiere für unterschiedliche Nutzergruppen zu entwickeln. Diese Form der Wohnraumentwicklung wurde nun erstmals auf die Unterbringungsbedarfe geflüchteter Menschen übertragen.

Projektträger

Universitätsstadt Tübingen, Friedrichstraße 21, 72072 Tübingen

Website

zur Website

Förderprogramm

Pilotprojekt

Zeitraum

Status

Status: Abgeschlossen

Zuletzt aktualisiert

Umsetzung

Die Vergabe der städtischen Flächen erfolgte im Jahr 2016. Für die elf Bauflächen an sechs Standorten bewarben sich – zur Überraschung aller – rund 120 Projekte mit tollen Ideen.

Viele der Inverstoren haben sich bereiterklärt, die Wohnungen für einen langen Zeitraum deutlich unter der ortsüblichen Vergleichsmiete anzubieten. So leistet das Projekt einen Beitrag, dass Wohnen in Tübingen langfristig bezahlbar für alle bleibt. Ein Großteil der neu entstehenden Wohneinheiten soll für die Anschlussunterbringung zur Verfügung stehen. Gleichzeitig wird der öffentliche und halböffentliche Raum als Potenzial genutzt, um Integration im Quartier zu fördern.

Ein wichtiger Baustein während des gesamten Prozesses war die Bürgerbeteiligung. Zu Beginn von "Nachbarschaft und Vielfalt" fanden Bürgerräte mit durch Zufall ermittelten Bürgerinnen und Bürger aus der unmittelbaren Nachbarschaft der geplanten Wohnstandorte sowie zwei Menschen mit Fluchterfahrung statt, um einen Überblick über die Bedarfe und Wünsche der Bewohnerinnen und Bewohner zu bekommen. Die Ergebnisse wurden in Quartiersworkshops vorgestellt und um eine Bestandsaufnahme von Initiativen sowie Konkretisierung und Konzepterarbeitung ergänzt. Im Jahr 2019 gab es erneut Bürgerräte – diesmal unter Einbeziehung der geflüchteten Menschen. Denn durch die laufende Evaluation des Projektes (durchgeführt vom Institut für empirische Kulturwissenschaft der Uni Tübingen) wurde deutlich, dass die Menschen in den Quartieren dieses Format sehr positiv bewerten.

Ergebnisse

Am „Hechinger Eck“ sind zwischenzeitlich die ersten geflüchteten Menschen in die Wohnungen eingezogen. Mit den „Neuen Nachbarn“ hat dort eine Bürgerkommanditgesellschaft ein Haus errichtet. Das Eigenkapital stammt von vielen Tübinger Bürgerinnen und Bürgern, die für eine überschaubare Rendite symbolisch kleine Einlagen gemacht haben und das Projekt tatkräftig begleiten. Damit ist sichergestellt, dass der Wohnraum an diesem Ort dauerhaft bezahlbar bleibt.

In der Nachbarschaft befindet sich das „Projekt Passerelle“, das von einer Baugruppe realisiert wurde. Im Haus steht eine komplett ausgestattete Holzwerkstatt zur Verfügung. In Kooperation mit sozialen Einrichtungen aus dem Quartier sorgen zwei durch die Baugruppe finanzierte Hauptamtliche dafür, dass die Menschen im Haus alltagsbezogene Unterstützung erhalten.

Auch das Projekt im Stadtteil Bühl konnte bereits bezogen werden. Im Neubau in der Brückenstraße findet eine geförderte Clusterwohnung für Alleinerziehende Platz. Auch in den anderen Standorten steht der Wohnraum nicht nur für geflüchtete Menschen zur Verfügung. Neben Wohnungen wird es an der Brückenstrasse künftig ein Bürgerschafts- und Nachbarschaftszentrum geben. Ein solches Stadtteilzentrum hat in der Nordstadt bereits Anfang 2019 eröffnet – ein konkretes Ergebnis der Bürgerbeteiligung im Rahmen von Nachbarschaft und Vielfalt.

Für den standortübergreifenden Wissenstransfer wurde eine verwaltungsübergreifende Strategie- und Beteiligungsgruppe (Vertreterinnen und Vertreter aus Verwaltung, Politik, Zivilgesellschaft und Geflüchteten) zur Weiterentwicklung des Tübinger Integrationskonzepts initiiert. Im Rahmen von rund einem Dutzend interkommunaler Veranstaltungen, Vorträgen und Podien wurden die Erfahrungen aus dem Projekt an andere Städte weitergegeben.

Ansprechpartner